Heute habe ich euch die Rezension zu "Replay" von Benjamin Stein aus dem Hause DTV mitgebracht.
Beendet habe ich das Buch schon vor einigen Tagen, aber es fiel mir sehr schwer, eine Rezension zu schreiben. Warum versuche ich euch im folgenden zu erläutern.
KLAPPENTEXT:
1.) Ed Rosen entwickelt ein Gerät, das den Menschen ermöglicht, die Realität oft zu wiederholen und zu verändern. Mit seiner Firma tritt er einen weltweiten Siegeszug an - bis sich der Widerstand gegen das digitale Arkadien regt. (Rückseite des Buches)
2.) Als Ed Rosen in der Morgendämmerung erwacht und mit den Zehen wackelt, steht eines fest: Der Huf, der am Fußende aus seinem Bett ragt, ist auf keinen Fall seiner. Wie soll er sich das erklären? Rosen, ein Software-Experte, war Mitentwickler und erster Träger des UniCom, eines Kommunikationsmittels, das als Implantat weit mehr kann als ein Smartphone. Es protokolliert die Sinneswahrnehmungen seines Besitzers und macht das, was wir Realität nennen, in »Replays« unendlich wiederhol- und veränderbar: bei Ed Rosen vor allem eine erotische Verlockung. Und es macht den Träger völlig kontrollierbar. (Klappentext Online)
REZENION:
Nun, ich habe das Buch damals anhand des oberen Klappentextes gekauft, welcher sich so auf der Rückseite meines Buches befindet. Nach dem lesen war ich daher ziemlich überrascht, denn ich empfand den Klappentext als unstimmig. Nun habe ich gerade den 2. Klappentext gefunden, welcher Online auf der Seite bei DTV zu finden ist. Hier erkenne ich gleich viel mehre Parallelen.... wenn auch noch immer nicht ganz stimmig.
Denn ja, es geht um die Entwicklung der Arkadien, bei welcher Ed Rosen mitarbeitet und letztendlich selber das UniCom trägt. Es sorgt dafür, stets online zu sein, sowie Erinnerungen immer wieder abrufen und neu erleben zu können. Ein Großteil der Bevölkerung ist bereits online, während ein kleinerer Teil sich gegen dieses System stellt und als "Anonyme" abseits der Bevölkerung leben.
"Aber immerhin konnte ich uns vielleicht noch davor bewahren, dass wir eines Tages in den Replays unserer Exzesse untergingen wie Heroinsüchtige, die sich versehentlich den Goldenen Schuss setzten, indem wir wieder und wieder in Replays drifteten, die uns beiden so viel bedeuteten, dass wir leicht den Kontakt zum Hier und Jetzt verloren."
Replay- Benjamin Stein, S.142
Nun habe ich erwartet, dass hier mehr seitens der Anonymen kommt. Aufstände oder vielleicht auch einfach ein politischer Kampf gegen dieses System... doch gefühlt ging es mehr um das Leben Eds, um seine Einstellung zu sich selbst, seinen Ängste, seinen Begierden, Sex und Sucht.
Der genannte Widerstand gegen das Arkadien findet erst im letzten Drittel ansatzweise statt - und auch da würde ich es nicht als einen großen Widerstand bezeichnen. Eher Ed Rosens Gedanken über die negativen Stimmen, gegenüber der digitalen Welt.
Zum Schluss bleibt die Frage offen, was nun real war und was Ed Rosens Erinnerungen entspringt. Lebt Ed noch in der realen Welt oder ist er bereits völlig in der virtuellen Welt verschwunden. Diesen Aspekt wiederum fand ich klasse! Nach dem Buch habe ich noch lange gerätselt, welcher Teil Realität war und welcher nicht. Benjamin Stein, der Autor, vermischt diese Ebenen und verstrickt sie ineinander, sodass man am Ende ins grübeln kommt. Den Aspekt, den Leser so in diese Verstrickung der Ebenen zu ziehen und selbst zu verunsichern, fand ich spannend!
Das Zukunftsbild, welches Benjamin Stein entwickelt hat, empfinde ich als äußerst realistisch. Eine Welt in der wir stets online sind und die Technik das Leben bestimmt. Der Autor setzt also an einen Gedanken an, welchen viele von uns haben: Wie viel Technik brauchen wir? Ab wann ist es zu viel? Wann wird die virtuelle Welt die Realität übernehmen? Viele Fragen werden unterschwellig an den Leser gestellt und so zum nachdenken angeregt. Man muss aber auch dazu sagen, dass es keine komplett neue Idee ist. Trotzdem regte es mich zum nachdenken an.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Buch ist gefühlt ein einziger Monolog, trotz der vorkommenden Charaktere und Dialogen. Ed Rosens Gedanken sind oft sehr spezifisch - trotzdem hatte ich nie das Gefühl ihn nicht zu verstehen oder dem Ganzen nicht folgen zu können. Oft sind sie angehaucht von Ethik, Philosophie und technischen Aspekten (auf Grund seines Berufs als Informatiker). Innerhalb des Buches gibt es Zeitsprünge, sowie Gedankensprünge, die ich aber nie überfordernd fand. Ich konnte dem Inhalt gut folgen.
FAZIT:
"Replay" hat es mir mit der Rezension nicht leicht gemacht. Inhalt und Klappentext passen nur ansatzweise zusammen, was bei mir für eine andere Vorstellung gesorgt hatte. Einen richtigen Widerstand konnte ich nicht direkt erkennen, dieser folgt erst nachdem das Buch schon längst geendet hatte. Viel mehr geht es um Ed Rosens Leben und allem was dazu gehört: Emotionen, Ängste, Gier und Verlangen. Das Buch hat so einige Sexszenen, die vielleicht nicht für jedermann sind. Wenn ihr also eher auf nett umschriebene Szenen steht, dann ist dieses Buch für euch das falsche. Es ist natürlich kein Hardcore Erotikroman, aber dennoch gibt es davon (gerade im mittleren Teil) einige Szenen.
Die Grundidee fand ich spannend und die Art wie Benjamin Stein den Leser zum grübeln bringt sehr ansprechend. Auch das Zukunftsbild empfinde ich als durchaus realistisch und habe es mit einer Mischung aus Skepsis und Interesse wahrgenommen.
Trotz allem konnte mich das Buch unterhalten und zum nachdenken bringen. Mit knapp 170 Seiten ist es etwas kurz, aber schnell gelesen.
Mich würde jetzt interessieren, was nach dem Ende noch so passiert. Aber das muss sich der Leser wohl selber zusammenspinnen.
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ReplayAutor: Benjamin Stein
Verlag: DTV
Erscheinungstermin: 01.04.2015
Seitenanzahl: ca. 170
ISBN: 978-3-423-14396-7
Preis: 9,90€ (Taschenbuch), 17,95€ (Hardcover), 9,99€ (eBook)
Klappentext:Als Ed Rosen in der Morgendämmerung erwacht und mit den Zehen wackelt, steht eines fest: Der Huf, der am Fußende aus seinem Bett ragt, ist auf keinen Fall seiner. Wie soll er sich das erklären? Rosen, ein Software-Experte, war Mitentwickler und erster Träger des UniCom, eines Kommunikationsmittels, das als Implantat weit mehr kann als ein Smartphone. Es protokolliert die Sinneswahrnehmungen seines Besitzers und macht das, was wir Realität nennen, in »Replays« unendlich wiederhol- und veränderbar: bei Ed Rosen vor allem eine erotische Verlockung. Und es macht den Träger völlig kontrollierbar.
Cover und Klappentext sind der Verlagsseite entnommen!
Danke für deine schöne Rezension! Habe mich schließlich gegen das Buch entschieden, aber vielleicht läuft es mir noch einmal über den Weg ;-)
AntwortenLöschenGlG Klara
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Hey Klara,
Löschendanke! Schade, aber ich kann es irgendwo auch verstehen. Es ist ein schwieriges Buch... die Bewertung fiel mir sehr schwer.
Alles Liebe,
Sinah