Rezension | Voices - David Elliott (Jahreshighlight 2020)
Wie wahr! Jeanne d'Arc ist wahnsinnig schwer zu fassen. Sie ist eine Heilige und ein Sinnbild. Sie steht für Aufopferung, Gottesliebe, Reinheit und in gewisser Weise auch für Emanzipation. Doch sie wirkt fiktiv, man liest über sie und doch bleibt sie einem stets etwas fern. Man kann sie einfach nicht komplett fassen. Egal wie viele Biografien ich gelesen habe, sie bleibt immer diese Heldin aus vergangener Zeit, welche die Zukunft Frankreichs änderte.
Daher fand ich dieses Zitat so toll. Egal ob sie nun alle die oben genannten Dinge war (Kriegerin, Hexe, Ketzerin, Heilige), sie war einst ein junges Mädchen. Sie durchbrach jedoch die Gesellschaftsstrukturen des Mittelalters und wäre sie einfach dieses Bauernmädchen geblieben, hätten wir wohl nie von ihr gehört.
In fire, my dear, in fire."
Voices- David Elliott, Seite 166, Gedicht "Saint Margaret"
Gut gelungen fand ich, dass der Autor eine sehr gute Mitte zwischen Jeanne als religiöse und Jeanne als historische Person findet. Es überwiegt nie ein Aspekt komplett und so urteilt er nicht über sie. Oft lese ich Texte, in denen sie eben als Mensch dargestellt wird und die Religiosität bzw. ihre Stimmen als Wahnsinn abgetan werden - oder aber es wird sehr stark auf den religiösen Aspekt eingegangen. So entsteht schnell eine Wertung ihrer Person, die man aber nur schwer bewerten kann. Ich mochte es, dass der Autor mit viel Respekt und Offenheit an sie herantritt und nicht urteilt. Er versucht Jeanne als Menschen darzustellen, die großartiges geleistet hat, aber auch Angst hat vor dem was kommt.