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Samstag, 12. Dezember 2020

Rezension | Voices - David Elliott (Jahreshighlight 2020)

Von Am Dezember 12, 2020

 

Heute bringe ich euch eine ganz besondere Rezension mit, denn es ist die zu meinem Jahreshighlight 2020. Okay, eines meiner Highlights, denn da dieses Buch komplett abseits von meinen üblichen Lesegenre liegt, habe ich dieses Jahr zwei. Das zweite werde ich euch die Tage erst zeigen können, da ich noch die Rezension schreibe. Wobei ich sicherlich noch einen Wrap-Up 2020 Beitrag schreiben werde. 
Nun aber mal zu dem Schätzchen, welches ihr auf dem Foto seht. Wer mich kennt, weiß wie sehr mich das Thema Jeanne d'Arc interessiert und ich eine kleine Minibuchsammlung über sie besitze. Nun habe ich einfach mal im Internet gesucht und per Zufall dieses Buch entdeckt. Dabei handelt es sich um einen Gedichtband, was mich zunächst abgeschreckt hat. Eigentlich lese ich keine Gedichte, nicht weil ich sie nicht mag, aber irgendwie hat es mich bisher nicht genug fesseln können um ein ganzes Buch zu lesen. Nun war dies aber ein Thema das mich sehr interessiert und daher habe ich zugeschlagen. Hier erst mal der Klappentext für euch.

Klappentext
Told through medieval poetic forms and in the voices of the people and objects in Joan of Arc’s life, (including her family and even the trees, clothes, cows, and candles of her childhood), Voices offers an unforgettable perspective on an extraordinary young woman. Along the way it explores timely issues such as gender, misogyny, and the peril of speaking truth to power. Before Joan of Arc became a saint, she was a girl inspired. It is that girl we come to know in Voices.

Rezension
Ich weiß gar nicht wo ich starten soll. Mich hat das Buch einfach von der ersten Seite an, nein schon ab dem Schutzumschlag, in den Bann gezogen. Denn dort fand ich folgende Worte:


"Warrior? Witch? Sinner? Saint? Before she was any of these, before she heard the first angel speak, before she died... Joan was just a girl."
Voices - David Elliott, Schutzumschlag

Wie wahr! Jeanne d'Arc ist wahnsinnig schwer zu fassen. Sie ist eine Heilige und ein Sinnbild. Sie steht für Aufopferung, Gottesliebe, Reinheit und in gewisser Weise auch für Emanzipation. Doch sie wirkt fiktiv, man liest über sie und doch bleibt sie einem stets etwas fern. Man kann sie einfach nicht komplett fassen. Egal wie viele Biografien ich gelesen habe, sie bleibt immer diese Heldin aus vergangener Zeit, welche die Zukunft Frankreichs änderte.
Daher fand ich dieses Zitat so toll. Egal ob sie nun alle die oben genannten Dinge war (Kriegerin, Hexe, Ketzerin, Heilige), sie war einst ein junges Mädchen. Sie durchbrach jedoch die Gesellschaftsstrukturen des Mittelalters und wäre sie einfach dieses Bauernmädchen geblieben, hätten wir wohl nie von ihr gehört.

Voices gibt Jeanne eine Stimme, auch wenn die Gedanken die in den Gedichten ausgedrückt werden natürlich rein fiktiv sind. Jedoch wird das Ganze mit echten Zitaten unterstrichen, denn on top gibt es noch Ausschnitte aus den Prozessunterlagen, sowie der Rehabilitierung einige Jahre nach ihrem Tod. Die Kombination fand ich wirklich sehr gelungen. Die Gedichte selbst haben mir wahnsinnig gut gefallen. Sie sind passenderweise in Reimschemen geschrieben, wie sie schon zu Jeannes Zeiten existierten. Dies erläutert der Autor im Anhang. War mir beim lesen natürlich nicht bewusst, aber ich möchte dies auf jeden Fall positiv bewerten. So gibt zum Beispiel die Form der Ballade, Rondel, Sestine, Triolett oder auch Villanelle. 

Die Gedichte sind aus verschiedenen Perspektiven beschrieben. Aus Jeannes Sicht, welche sozusagen auf ihre Hinrichtung wartet. Sie berichtet von ihrem Leben und so kommen auch andere Personen wie der König, ihre Eltern oder auch Weggefährten zu Wort. Sie alle geben ihr eigenes Bild von Jeanne wieder. Doch auch Gegenstände und Tiere erhalten eine Stimme. So erzählen das Feuer, ihr Schwert oder auch ihre Rüstung von ihr. Diese personifizierten Gegenstände fand ich einfach großartig. So kann eine ganz andere Botschaft rüber gebracht werden. Die Kerze macht im Buch den Anfang und dieses Gedicht hatte es echt in sich! Es hat mich sofort gefesselt, denn der Autor spielt mit einem speziellen Aspekt - den ich eigentlich nicht nennen mag um nicht zu spoilern. Wenn ihr es aber lesen wollt, in der Leseprobe online, könnt ihr dieses Gedicht entdecken. Neben den Gedichten gibt es auch immer wieder Seiten, in denen nach und nach eine Zeile dazukommt. Es ist ebenfalls das Feuer und das "Finale" dieser Aneinanderreihung hat mich definitiv beim lesen sehr getroffen und berührt. Da entstand plötzlich eine ganz neue Atmosphäre, denn man weiß was gerade passiert. 


"If I said, Have faith that day,
and if In what? she had inquired,
I would have told heir straightaway,

In fire, my dear, in fire."

Voices- David Elliott, Seite 166, Gedicht "Saint Margaret"


Gut gelungen fand ich, dass der Autor eine sehr gute Mitte zwischen Jeanne als religiöse und Jeanne als historische Person findet. Es überwiegt nie ein Aspekt komplett und so urteilt er nicht über sie. Oft lese ich Texte, in denen sie eben als Mensch dargestellt wird und die Religiosität bzw. ihre Stimmen als Wahnsinn abgetan werden  - oder aber es wird sehr stark auf den religiösen Aspekt eingegangen. So entsteht schnell eine Wertung ihrer Person, die man aber nur schwer bewerten kann. Ich mochte es, dass der Autor mit viel Respekt und Offenheit an sie herantritt und nicht urteilt. Er versucht Jeanne als Menschen darzustellen, die großartiges geleistet hat, aber auch Angst hat vor dem was kommt.


Zusätzlich möchte ich das fantastische Cover loben. Es sieht einfach wunderschön aus. Jeanne wird endlich mal nicht blond dargestellt und wirkt menschlich, kämpferisch und entschlossen. Ihre Rüstung ist so, wie sie vermutlich auch war und der Heiligenschein besteht aus den Titeln der Gedichte. Einfach wunderschön!
Auch von Innen macht das Buch echt was her, denn die Gedichte sind nicht einfach nur runter geschrieben, sondern speziell angeordnet. So wurde das Gedicht des Schwertes zum Beispiel in der Form eines Schwertes geschrieben und gedruckt. Je nachdem musste man das Buch manchmal drehen beim lesen, ich empfand dies aber nicht weiter störend. 


Fazit
Voices ist für mich ein grandioses Buch, welches Jeanne d'Arc auf eine ganz andere Art und Weise betrachtet und an ihre Geschichte herangeht. Es hat mich noch vor der ersten Seite in den Bann gezogen und mir das Gefühl gegeben, mehr über Jeanne auf einer emotionalen Ebene zu erfahren. Die Gedichte sind wunderschön geschrieben und durch die personifizierten Gegenstände bringen sie eine ganz andere Ebene mit sich. Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen der Gedichte mag und / oder sich für Jeanne d'Arc interessiert. Ich bin so froh dieses Buch per Zufall entdeckt zu haben und schätze es sehr. Das ganze Konzept des Buches ist von vorne bis hinten gut durchdacht und der Umgang mit ihrer Person erfolgt stets respektvoll und ohne Wertung. Toll! Ich würde mich freuen, wenn das Buch es auch auf den deutschen Markt schafft, aber sehe da leider wenig Hoffnung für. 



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Voices: The Final Hours of Joan of Arc
Autor: David Elliott
Verlag: HMH Books for Young Readers 
Covergestaltung: Sharismar Rodriguez
Seitenanzahl: 195
ISBN: 978-1-328-98759-4
Preis: 9.01€ (Taschenbuch), 14,39€ (Hardcover), 10,28€ (eBook)
Erscheinungstermin: 26.03.2019
Reihe?: Nein

Klappentext:
Told through medieval poetic forms and in the voices of the people and objects in Joan of Arc’s life, (including her family and even the trees, clothes, cows, and candles of her childhood), Voices offers an unforgettable perspective on an extraordinary young woman. Along the way it explores timely issues such as gender, misogyny, and the peril of speaking truth to power. Before Joan of Arc became a saint, she was a girl inspired. It is that girl we come to know in Voices.




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